Viel Zeit, um über die schmerzhafte Derby-Niederlage (91:102) am Mittwoch gegen die BG Göttingen nachzudenken, blieb den Basketball Löwen Braunschweig nicht. Nach einer Aufarbeitung des Spiels wurde der Fokus schnell auf die nächste wichtige Partie beim direkten Konkurrenten und Tabellennachbarn SYNTAINICS MBC gelegt (Samstag, 06. März). Die Gastgeber stehen in der Tabelle einen Platz hinter den Löwen auf Rang 16 (12:26). Allerdings konnten sie am Mittwoch im Gegensatz zu den Löwen einen souveränen Sieg gegen die JobStairs GIESSEN 46ers landen (102:81) und werden mit breiter Brust auflaufen. Tip-Off der Begegnung in der Stadthalle Weißenfels ist um 18 Uhr, MagentaSport überträgt live.
Die Löwen stehen in dieser Partie nach der Niederlage gegen Göttingen und dem Abrutschen auf Platz 15 durchaus unter Druck. Zwar haben sie teilweise noch drei oder gar vier Spiele weniger als ihre direkten Konkurrenten bestritten, doch zählt in der engen Tabelle fast jeder Sieg doppelt - vor allem gegen die direkte Konkurrenz. Eine der entscheidenden Fragen mit Blick auf die Begegnung gegen den MBC lautet daher, wie die jungen und unerfahrenen Wilden von Headcoach Pete Strobl mit diesem Druck umgehen werden? „Druck ist für unser junges Team etwas Neues. In Spielen gegen Berlin oder Oldenburg hast du den nicht, weil wir da nichts zu verlieren haben. Aber gegen Göttingen war das für die meisten im Team eine neue Erfahrung“, so Pete Strobl. Die Auswirkungen dessen konnte man sehen. Denn gegen die Veilchen waren die Löwen dem Druck (noch) nicht gewachsen, was das letzte Viertel verdeutlichte. Da hatten Jallow & Co. in der spielentscheidenden Phase kopflos agiert, sind in Einzelaktionen verfallen und haben dann auch zu oft den Ball verloren. Die BG hingegen blieb „cool“, bestrafte die Löwen-Fehler und entschied das Spiel für sich.
Hinzukommend offenbarte die Verteidigung in diesem Spiel erneut Schwächen, was zu 102 gegnerischen Punkten führte. Ein entscheidendes Problem: Die Löwen konnten die BG weder am Korb noch von der Dreierlinie effektiv stoppen, so dass die Südniedersachsen aus beiden Bereichen mit guten Quoten trafen und auch noch häufiger an der Freiwurflinie standen. In den letzten beiden Partien hat die Strobl-Mannschaft 101,5 Punkte im Schnitt zugelassen. Wobei die 101 Oldenburger Zähler eher zu verschmerzen waren, da die EWE Baskets ein Top-Team der Liga und ohnehin mit 93 erzielten Punkten im Schnitt Spitzenreiter sind. Dennoch sagt auch Löwen-Geschäftsführer Nils Mittmann ganz klar: „Mehr als 100 Punkte zu kassieren, kann nicht unser Anspruch sein.“
In beiden Bereichen - dem Umgang mit Druck und in der Verteidigung - müssen die Löwen also schnellstmöglich Fortschritte zeigen. In Bezug auf den Druck sagt Headcoach Strobl, dass dies Teil des Lernprozesses sei und sich von Spiel zu Spiel entwickeln müsse. Dass die Löwen es defensiv auf jeden Fall besser können, haben sie direkt vor dem FIBA-Fenster schon gezeigt. Da haben sie in den drei Spielen gegen Vechta, Crailsheim und Ludwigsburg im Schnitt nur 75,6 Punkte zugelassen. Dahin wollen die Löwen wieder kommen - am besten schon morgen, wenn sie auf die Wölfe treffen, die Pete Strobl als „Scoring Team mit vielen Waffen bezeichnet“.
Wirkungskreise von Michalak limitieren
Mit Blick auf die Statistiken beider Teams fällt auf, dass sie in den Kategorien Punkte (Löwen: 85,4 / MBC: 84,8), Rebounds (34,9 / 35) und Assists (18,7 / 18,3) nahezu gleichauf sind. Zudem haben die Weißenfelser ebenso wie die Löwen bislang sechs Spiele gewonnen, allerdings auch schon zwei mehr als die jungen Wilden bestritten. Einen dieser Siege feierte der MBC am Mittwoch gegen die JobStairs GIESSEN 46ers, bei dem Ex-Löwe Aleksandar Marelja überragte: Der Big Man kam auf 30 Punkte sowie zehn Rebounds und traf knapp 92 Prozent seiner Feldwürfe. Verletzungsbedingt konnte er in dieser Saison erst neun Spiele bestreiten, hat sich in diesen aber mit 15,6 Zählern pro Spiel zum zweitbesten Punktesammler der Weißenfelser gemausert. Angeführt werden sie nach wie vor vom polnischen Nationalspieler Michal Michalak, der mit durchschnittlich 19,9 Punkten auch Liga-Topscorer ist. „Er ist ein fantastischer Schütze, der extrem schnell heißlaufen kann. Defensiv wird eine unserer Aufgaben darin bestehen, seine Wirkungskreise zu limitieren. Allerdings dürfen wir dabei nicht die anderen Spieler aus den Augen verlieren“, sagt der Löwen-Headcoach.
Damit dürfte u.a. Guard Quinton Hooker gemeint sein, der ebenfalls zweistellig punktet (11,8 PpS), und bester Vorlagengeber seiner Mannschaft ist (5,3 ApS). Er hatte sich den Spielaufbau die meiste Zeit der Saison mit Roko Rogic geteilt (10,6 PpS; 4,1 ApS). Allerdings fällt der kroatische Nationalspieler länger verletzungsbedingt aus, weshalb kürzlich der US-Amerikaner Anthony „Cat“ Barber nachverpflichtet wurde (2 Spiele: 6 PpS; 3 ApS). Er ist einer von zwei Neuzugängen, die der MBC in der Nationalmannschaftspause unter Vertrag genommen hat. Denn mit Deron Washington (2 Spiele: 7 PpS; 5 RpS) kam auch ein neuer Spieler für die Flügelposition, wo der Europa-erfahrene 35-Jährige jetzt anstelle von Shavon Coleman zum Einsatz kommt.
Das Hinspiel im Januar hatten die Löwen, die gerade aus der Quarantäne gekommen waren, mit 91:104 verloren. Damals spielten beim MBC Benedikt Turudic mit 22 Punkten und auch David Brembly mit 10 Zählern entscheidende Rollen. Während Turudic mittlerweile zu den Löwen gewechselt ist, hat auch Brembly die Wölfe verlassen und sich dem polnischen Top-Team Zastal Enea BC Zielona Góra angeschlossen. Für die Löwen waren damals Bazou Koné (21 Punkte), der nach seiner erlittenen Hüftprellung im Spiel gegen Oldenburg morgen voraussichtlich wieder mitwirken kann, und Martin Peterka (16 Punkte) am erfolgreichsten.
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