Nach dem tollen, überraschenden, aber auch verdienten Triumph beim FC Bayern Basketball bleibt den Basketball Löwen Braunschweig kaum Zeit zur Regeneration und Vorbereitung, ehe es für sie mit der nächsten Partie gegen ein Top-Team weitergeht: Schon am morgigen Dienstag empfängt das Team von Headcoach Pete Strobl den Tabellenersten MHP RIESEN Ludwigsburg, der bereits seit dem 7. Spieltag an der Spitze der easyCredit BBL steht. Tip-off der Begegnung, die vom „Sponsor of the Day“ Beyrich DigitalService GmbH & Co. KG präsentiert wird, ist um 20.30 Uhr in der Volkswagen Halle (live auf www.magentasport.de).
Auf der einen Seite waren der Jubel und die Freude über den wichtigen Erfolg in München enorm. Auf der anderen Seite bleibt kaum Zeit, diesen zu genießen. Gestern Abend nach dem Spiel in München folgte die lange Busreise mit Rückkehr mitten in der Nacht, heute stand gegen Mittag ein „Recovery-Training“ im Plan und morgen muss das Strobl-Team gegen die RIESEN ran. Da stellt sich durchaus die Frage, ob die Löwen gegen Ludwigsburg mit genug Energie im Tank auflaufen werden. „Ich hoffe, dass wir genug davon haben werden. Aber das ist bei dem Spielplan schon eine große Frage und wir werden morgen schauen müssen, wie unser Energielevel aussieht“, sagt Pete Strobl etwas zurückhaltend, während Löwen-Youngster Luc van Slooten gestärkt durch den Sieg über die Bayern optimistisch nach vorne blickt: „Sicherlich waren das Spiel und die späte Rückkehr anstrengend. Aber ich glaube, durch den gestrigen Sieg sind wir besonders motiviert. Wir haben gezeigt, dass wir gegen jedes Team mitspielen können und das wird uns eher einen Motivationsschub geben, um morgen gegen Ludwigsburg anzugreifen.“
Anders als die Löwen geht der Tabellenführer erholt in das Spiel. Er kam am gestrigen Sonntag nicht zum Einsatz, weil beim Gegner FRAPORT SKYLINERS ein Spieler positiv auf den SARS-CoV-2-Erreger getestet und das Spiel daraufhin verlegt wurde. Zuvor hatten die RIESEN fünf Partien in Folge gewonnen, die letzte Niederlage datiert vom 14. März – damals verloren sie mit 68:58 auswärts bei den HAKRO Merlins Crailsheim. Verlorene Spiele haben in dieser Saison aber Seltenheitswert bei den Ludwigsburgern, die nur ein weiteres Mal am 3. Spieltag (22. November) mit 93:70 beim FC Bayern Basketball als Verlierer das Spielfeld verlassen mussten. Aufgrund ihrer starken Bilanz (50:04) sind sie schon für die Playoffs qualifiziert und es sieht ganz danach aus, als würden sie die Hauptrunde auch als Erster abschließen.
Die Basis für den Erfolg ist, dass John Patrick erneut ein Team zusammengestellt hat, das hohen Verteidigungsdruck ausübt, aber auch offensiv überzeugend spielt. So lassen die Ludwigsburger lediglich 76,96 gegnerische Punkte im Schnitt zu und erzielen selbst 87,9 Zähler pro Partie – beides sind jeweils zweitbeste Ligawerte. Etwas verwunderlich erscheint die hohe Punkteausbeute vielleicht, weil die Ludwigsburger keine besonders guten Trefferquoten aufweisen (FG: 46,5 Prozent) und bei den Assists mit 16,8 pro Spiel nur Vorletzter sind. Aber sie forcieren durchschnittlich 16,4 gegnerische Ballverluste und greifen sich 12,6 Offensiv-Rebounds (BBL-Bestwert) pro Partie, wodurch sie sich ligaweit die meisten Würfe erarbeiten (66,9 pro Spiel) und so auf einen entsprechend hohen Punktedurchschnitt kommen. Zudem verliert die Patrick-Mannschaft durchschnittlich nur 10,9-mal den Ball, was gleichbedeutend mit dem niedrigsten Turnover-Wert in der BBL ist.
Ein Spieler, der ideal in das Patrick-System passt und in dieser Saison überragend aufspielt, ist Jaleen Smith. „Er ist der beste Spieler der gegenwärtig besten Mannschaft. Es ist beeindruckend, wie er sich weiterentwickelt hat. Er achtet nicht nur auf sein Scoring, sondern kreiert für seine Mannschaft und spielt gut in der Verteidigung. Er ist ein Allrounder“, sagt Strobl über den Guard, der 16,6 Punkte, 5,7 Rebounds, 5,5 Assists sowie 1,7 Steals im Schnitt auflegt und verdientermaßen als MVP-Kandidat gehandelt wird. Er bildet zusammen mit dem exzellenten Distanzschützen Jordan Hulls (13,2 PpS, 45 Prozent Dreierquote), dem athletischen Guard Barry Brown Jr. (12,9 PpS) und dem Topverteidiger Yorman Polas Bartolo (10,5 PpS; 5 RpS) das Quartett der zweistelligen Punktesammler. Big Man Elias Harris, der ebenfalls ganz stark aufspielte (15,6 PpS) hat den Klub Anfang Januar verlassen und ist in die spanische Top-Liga zu Saragossa gewechselt. Die Lücke, die er hinterlassen hat, wurde im Februar mit der Nachverpflichtung von Jamal McLean geschlossen. Der erfahrene Big Man und ehemalige Liga-MVP kommt bislang auf 8,9 Punkte und 5,9 Rebounds im Schnitt, gefolgt vom mittlerweile 39-jährigen Forward Tremmell Darden (7,3 PpS) und dem zuletzt immer mehr aufblühenden Desi Rodriguez (7,2 PpS).
Das Hinspiel im Februar hatten die Löwen auswärts mit 74:81 verloren. Dabei waren typisch für Spiele gegen die RIESEN die Ballverluste und Offensiv-Rebounds entscheidend: Robinson & Co. verloren 21-mal den Ball, zudem schnappten sich die RIESEN 14 Offensiv-Rebounds und hatten dadurch im gesamten Spiel 25 Würfe mehr als das Strobl-Team (73/48). Wie wichtig die Offensiv-Rebounds sein können, hat die gestrige Partie bei den Bayern gezeigt. Da hatten die Löwen in der Arbeit am offensiven Brett die Nase vorne und holten auch in den Schlusssekunden wichtige Offensiv-Rebounds, von denen einer zum siegbringenden Tip-In führte. Hieran und an die insgesamt konzentrierte Leistung will die Strobl-Mannschaft gegen die RIESEN anknüpfen, ist sich aber bewusst darüber, dass gegen den Tabellenführer ein besonderer Fokus auf der Reduzierung der eigenen Fehler und der Ballkontrolle liegen muss. „Ludwigsburg spielt über das gesamte Spiel eine harte Verteidigung und wir müssen einen Weg finden, gut auf den Ball aufzupassen. Dafür müssen Spieler offen sein, damit wir den Ball weniger dribbeln und stattdessen gut bewegen können“, so der Löwen-Headcoach.
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